Was ist Psychoanalyse ?
Wozu sollten Sie eine Psychoanalyse machen ?
Eine Psychoanalyse ist eine lange Reise in die bis dahin unbekannten und unergründeten Landschaften der eigenen Seele. In philosophischer Perspektive könnte man auch sagen, Psychoanalyse ist die Reflexion über eine der Grundfragen des menschlichen Lebens: Wer bin ich? Wie bin ich die/der geworden, als die/der ich mich heute verstehe/wahrnehme? Wer möchte ich sein? Wie komme ich zu einem Bild von mir, mit dem ich leben und sterben kann?
In diesem Sinne knüpft die Psychoanalyse an das psychotherapeutische Interesse an, Störungen des eigenen Verstehens zu entlasten und neue, lebensfähige Bilder und Vorstellungen von sich zu entwickeln, die die volle Freude am Leben ermöglichen.
Im der therapeutischen Arbeit ist die Psychoanalyse ein Forschen nach den unbewussten Strukturen, die das eigene Seelenleben beeinflussen, ohne dass man sie als Mensch sofort wahrnimmt: die unbewussten Motive des eigenen Handels, die Wiederholungen, die Motive für Fehlleistungen, die man zwar nachträglich erkennen kann, die man aber nicht im Bewusstsein verfügbar hat, die heimlichen Lüste und Phantasien, die gut verborgenen, die verdrängten Wünsche, die nie zu Ende gedachten Gedanken, die uneingestandenen und vielleicht gerade deshalb bedrohlichen sexuellen Fantasien, die Deutung der unerklärlichen, absurd scheinenden Träume und Traumbilder.
Welche psychischen Störungen kann die Psychoanalyse heilen?
Die klassischen Patient*innen der Psychoanalyse sind Neurotiker*innen.
Die Neurose ist Ausdruck von psychischen Konflikten, die nicht gelöst wurden, beispielsweise von Konflikten zwischen Wünschen, Bedürfnissen, Erwartungen auf der einen und Verboten, Hemmungen oder Ängsten auf der anderen Seite.
Die Neurose kann sich in verschiedenen Krankheitsbildern äußern:
Neurotisch depressive Störungen
Scheinbar unbegründete, aber anhaltende Angstzustände, Verlassensängste, Starke Gefühle der Verzweiflung; Überängstlichkeit, exzessive Schuldgefühle, Übervorsichtigkeit; Angst, das Falsche zu tun – oder ihre komplementären Gegenspielern wie Überstrenge, der Wunsch Alles/Jede*n zu kontrollieren, Gefühlskälte, überkritische Haltung (Tendenz zum Nörgeln); Schlafstörungen; innere Unruhe; Konzentrationsprobleme; Lust- und Antriebslosigkeit.
Zwanghafte Störungen
Überkorrekte, pedantische, perfektionistische Ansprüche; Überpünktlichkeit, Genauigkeit, Strenge; exzessive Freundlichkeit – unterbrochen von plötzlichen, unverständlichen Wutanfällen; übermäßige Konkurrenz- und Neidgefühle; Schwierigkeiten, sich selbst zu behaupten und die eigene Autonomie zu verteidigen, z.B. unausgewogener Umgang mit Vorgesetzten: freundlich-unterwürfig vs. heftig aufbegehrend; Tendenz zur Rebellion.
Identitätskrisen und Phobien
Ängste, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten; Angst auf die Straße zu gehen; Flug- und Höhenangst, Klaustrophobie; Neigung, sich ins Bett zu verkriechen – oft gepaart mit Suchtverhalten: Alkohol, Spielsucht, exzessiver Medienkonsum, unbeherrschbarer Gebrauch von Gaming, social media etc.; Essstörungen; Neigung zu hypochondrischen Ängsten; Prüfungsangst; Gefühle der Minderwertigkeit, Gefühle der Überforderung; Burn-Out-Syndrome.
Hemmungen in Liebesbeziehungen
Schamgefühle, Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen;
Erektionshindernisse, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr;
Orgasmusstörungen; psychogene Impotenz;
(innere) Verbote der Masturbation: überstrenge Abstinenz;
Unterdrückung von Gefühlen der Zuneigung, der Zärtlichkeit, der Erotik;
innere Zensur von sexuellen Fantasien und Wünschen.
Beziehungskonflikte
Starkes Bedürfnis nach Abhängigkeit vom Anderen versus große unbewusste Verlustängste; Gefühl von Beziehungsunfähigkeit, Bindungsunfähigkeit, versus starke Kontrollzwänge und Ängste, sich auf den Anderen einzulassen; Unterdrückung von eigenen Wünschen, die man in Folge sich oder dem Anderen versagt; Einschränkung im vertrauensvollen Genießen des Lebens mit dem Anderen; Schwierigkeiten im Erleben von Sexualität; nicht ausbalancierter Umgang mit Aggression, Ärger, Hass, Wut.
Persönlichkeitsstörungen
Die psychoanalytische Behandlung kann auch zur Linderung oder zum Ausgleich von Persönlichkeits- und Entwicklungsstörungen, narzistischen Störungen sowie Borderline-Erkrankungen beitragen, z.B. chronisches Mißtrauen gegen andere Menschen und/oder gegen die äußere Welt; Über-Idealisierung des Selbst, Grandiosität; Schwierigkeit, andere Menschen zu lieben; Spaltung der Welt in das absolut Gute und das absolut Böse; Wutausbrüche und Gewaltphantasien; Verfolgungsängste.